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  • AutorenbildSandra Cugier

Weihnachtsabend im Schneegestöber. Es kommt anders als gedacht.

Aktualisiert: 2. Dez. 2018



Weihnachtsabend im Schneegestöber


Auf dem Weg von Göteborg nach Mariestadt werden Hanna, Björn und Arvid eingeschneit. Während sie auf Hilfe warten, stellt Arvid überrascht fest, dass auch Björn die Freundin seiner Schwester sehr attraktiv findet ...


Hanna


Der Zug gleitet langsam in den Bahnhof Göteborg. Im Fenster sehe ich die beleuchteten Abteile der stehenden Züge mit Fahrgästen darin. Ein kleiner Ruck, wir stehen. Sofort drängen die Passagiere in den Gang. Ich hasse es. Jemand drückt mich an meinen Vordermann. Sein Mantel riecht feucht und muffig. Boah! Ich mag kaum atmen. Zentimeter für Zentimeter schieben wir uns Richtung Ausgang. Endlich bin ich dran und steige vorsichtig mit meinem Koffer die Treppen hinunter. Es ist der 24. Dezember.


Auf dem Bahnsteig atme ich zunächst tief durch. Geschafft! Svenja liegt mit Fieber flach und ihr Bruder wird mich abholen. Wie sieht er aus? Hätte sie mir nicht ein Foto senden können? Langsam roll ich den Koffer vor mir her und sehe mich um. Männer um die dreißig, gibt es viele. Doch welcher von ihnen ist Björn?


›Mir ist kalt, ich bin müde, habe Hunger und Durst‹, quengle ich im Geiste. ›Wann sind wir da?‹, hänge ich voller Selbstironie dran.

Meinen dicken Schal wickel ich enger um den Hals und ziehe den Reißverschluss hoch. Aus der Manteltasche krame ich eine Mütze und Fäustlinge. Mein Atem kondensiert und ich atme kleine weiße Wölkchen aus.


Zwei Männer, vermummt in Schal und Kapuze, sehen mich an und wieder das Display ihres Handys. Kurz reden sie miteinander und nicken sich an. Gemeinsam kommen sie auf mich zu. Der bärtige Kleinere von beiden spricht mich an.

»Hej, du bist Hanna?« Dabei hält er mir den Bildschirm seines Smartphones hin. Ich schmunzel und nicke. Das bin eindeutig ich. Ein Sommerfoto.


»Hej, dann bist du Björn, Svenjas Bruder!«, stelle ich fest und halte ihm meine behandschuhte Hand hin. Der schiebt seine Kapuze vom Kopf, so dass ich in helle Augen, im fein geschnittenen Gesicht sehe. Er gefällt mir. Ich finde ihn sehr hübsch.


Der Andere neben ihm, zieht ebenfalls die Kapuze herunter. Er ist deutlich größer als Björn, breit gebaut. Blaue Augen scannen mich geradezu. Sein kantiges Kinn wird von einem Dreitagebart betont. »Hej«, begrüßt er mich mit angenehm tiefer Stimme. »Ich bin Arvid. Freund und Weihnachtsgast der Familie.« Seine dargebotene Hand, umschließt meine fest, als ich sie annehme. Sein Blick hat etwas zwingendes, unausweichliches. Er ist verdammt sexy und mein Magen kribbelt ...


Auf dem Parkplatz marschieren wir stramm gegen den Wind und das Schneegestöber auf einen Volvo SUV zu. Björn öffnet mir eine Tür im Fond und so schnell wie möglich schlüpfe ich hinein. Zügig wirft er die Tür hinter mir zu. Arvid, legt meinen Koffer, den er trug in den Kofferraum. Die beiden Männer schmeißen sich ebenso schnell in die Sitze, wie ich zuvor.

»Es wird eine längere Fahrt werden, bei dem starken Schneefall und Sturm. Aber im Auto haben wir es kuschelig. Sitzt du gut dahinten?«

»Danke, bestens«, antworte ich.


Zunächst bleibe ich still. Die Männer unterhalten sich. Die Wärme macht mich müde. So lehne ich mich an die Kopflehne und polstere meinen Nacken mit der Kapuze und dem Schal, schlafe ein. Irgendwann werde ich wieder wach, weil das Auto stehen geblieben ist.

»Was ist los?« Ich beuge mich nach vorn und schaue in das Schneetreiben vor uns.


Arvid dreht sich zu mir und ich nehme seinen Duft auf. Es kostet mich Beherrschung, nicht näher zu rücken, um ihn besser einzuatmen. »Wir kommen hier nicht weiter. Die Straße ist verschneit. Wir müssen auf den Räumdienst warten.«

»Oh, wird das lange dauern?«

»Ja, kann sich über Stunden hinziehen«, antwortet Björn. »Außerdem sind wir hier in einem Funkloch und haben keine Möglichkeit jemanden anzurufen.«

»Fuck!«, flucht Arvid.


Na, toll! Es wird in kurzer Zeit eiskalt im Auto sein. Das Schneegestöber um uns herum ist heftig. Manchmal schüttelt eine Sturmböe sogar den schweren SUV. Björn nimmt ein gelbes Blinklicht, fährt die Scheibe hinunter und stellt das Licht mit dem Magnetfuß aufs Dach. Kalte Luft und Schnee wehen hinein. Schnell schließt er das Fenster wieder.

Björn dreht sich zu mir um. »Nun wird uns ein Räumdienst sehen, wenn er in der Nähe ist. Es wird gleich sehr kalt sein. Denk jetzt nichts Falsches, Hanna. Aber wir werden uns zu dir auf die Rückbank setzen. Unter den vorderen Sitzen liegen Decken. Wir mummeln uns darin ein. Zusammen halten wir uns dann hoffentlich warm.«


Arvid


Ich schnapp mir die Decke, falte sie auseinander und wickel Hanna darin ein. Sie ist süß und duftet nach Vanille. Ich bin kurz davor, sie zu küssen. Ihre langen dunklen Haare kitzeln meine Nase. Ich merke, wie sie die Luft anhält.

»Ich beiße nicht.« Ein Grinsen kann ich mir nicht verkneifen.

»Davon gehe ich aus«, presst sie heraus und sieht mich mit ihren großen dunklen Augen an.

Neben ihr wuselt Björn mit seiner Decke herum. Ich greife noch einmal unter den Sitz. Doch - da ist keine mehr. Mist.

»Arvid, wir müssen unter eine Decke. Komm«, fordert sie mich auf, wickelt sich wieder aus und hält sie für mich geöffnet. Himmel, ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist. Mit unschuldigem Blick wartet sie, dass ich mich mit ihr zusammen zudecke. Wärmer wird es definitiv mit ihr sein. Allein der Gedanke daran, lässt Adrenalin durch meinen Körper pumpen. Dennoch rücke ich dicht an sie heran und lege die Decke über uns. Schulter an Schulter mit ihr.


Ihren Schal wickelt sie enger um sich. Den Reißverschluss des Mantels zieht sie höher und sieht geradeaus. Es ist schnell derart kalt, dass wir Kondens-Wölkchen ausatmen.

Björn erzählt plötzlich von dem bevorstehenden Fest und wir hören ihm zu. Trotz aller Vorsorgemaßnahmen wird es verdammt kalt.


Björn


Ich setze mich dicht an Hanna und lege zusätzlich einen Teil meiner Decke fürsorglich um sie. Schon auf dem Foto, dass Svenja mir gab, fand ich sie umwerfend attraktiv. Dieses Lächeln und die dunklen Augen ...


Arvid und ich sehen uns über ihren Kopf hinweg an. Sein Blick sagt alles. Er findet sie ebenso süß wie ich. ›Auch das noch‹, stöhne ich innerlich und merke, wie sie neben mir anfängt zu bibbern. Ohne lange nachzudenken, nehme ich sie in meine Arme und reibe ihre Schultern und Oberarme.

»Oh, das musst du nicht, es geht schon«, flüstert sie und zittert weiter.

»Ich will es aber«, antworte ich, beuge mich über sie und küsse sanft ihren verführerischen Mund. Überrascht verhält Hanna sich zurückhaltend – zunächst. Doch dann lässt sie sich auf den Kuss ein. Leise seufzend lehnt sie sich an mich. Ihre Lippen schmecken süß, wie der Vanilla-Duft, den sie ausströmt. Meine Zunge gleitet über ihre Lippen, die sich sanft für mich öffnen. Ein tiefes Stöhnen unterdrücke ich mir, schließlich sitzt Arvid neben uns.


Arvid


In mir flammt Eifersucht auf und Begierde. Augenblicklich wird die Jeans schmerzhaft eng. Während sie sich küssen, beuge ich mich zu ihr und hauche meinen Atem über ihr Ohr. Mit der Zungenspitze gleite ich über ihre Ohrmuschel. Erregung pulsiert durch meinen Körper. Ihr Stöhnen wird deutlicher und ich knabbere mit den Lippen an ihrem Ohrläppchen. Mit einer Hand löse ich ihren Schal und fahre mit der Zunge den Hals entlang und nehme ihren ureigenen weiblichen Wohlgeruch in mir auf. Ein himmlischer Duft.


Björn löst sich von ihr und sieht mich an. Das hatten wir bisher nicht, in den langen Jahren unserer Freundschaft. Wir zwei und eine Frau ... teilen werde ich sie nicht. Mit einer Hand drehe ich ihr Gesicht zu mir. Ihre Augen weiten sich und ich erkenne ihre Erregung darin.


Hanna


Björns Kuss war weich und zart. Seine Zunge glatt und erfahren. Doch Arvids Lippen und heißer Atem an meinem Ohr, brachten mich fast um den Verstand. Mein Gesicht in seiner Hand, sehe ich ihn an. Begierde in seinem Blick. Er will mich, wie ich ihn. Oh Gott, in was bin ich da hineingeraten? Ich knutsche hier mit zwei Männern herum und über einen der beiden würde ich am liebsten augenblicklich herfallen. Er ist schon eine Sünde wert. Eingeschlossen in diesem Auto, im Schneechaos ... mir ist plötzlich heiß inmitten der Kälte.


Arvid legt seine Lippen auf meine. Fest und weich zugleich. Heiser seufzt er an meinem Mund und es macht mich ungemein scharf. Ohne nachzudenken, lasse ich die Zungenspitze über seine Lippen gleiten. Nachdrücklich kommt er mir mit seiner entgegen. In meiner Mitte pulsiert es heftig, mein Unterleib spannt sich erregt an. Halb geöffnet, mit feuchten Lippen umschließt er meinen Mund. Im Film finde ich solche Küsse grauenvoll. Aber, oh Gott, es ist himmlisch! Mir entfährt ein Stöhnen, als er mich freigibt. Schwer atmend sehen wir uns an.


Mit einem Arm umschlinge ich seinen Hals, ziehe ihn zu mir und küsse den kratzigen Dreitagebart. Dieses piksen, auf meiner weichen Haut ... es ist so – maskulin. Mit den Zähnen knabbere ich von seinem Kinn den Hals hinunter. Himmel, ich bin kurz davor, meinen Verstand zu verlieren. Kalt ist mir schon längst nicht mehr und die Scheiben des Autos sind beschlagen. Kein Wunder! Hier rauschen heftigst aufgeputschte Hormone umher. Unser Atem heiß, wie der Dampf einer Sauna. Das gelbe Blinklicht auf dem Dach, wirft rhythmisch mildes Licht in den Innenraum des Wagens.


Arvid


Es klopft kräftig an der Scheibe und auf dem Dach. Erschreckt fahren wir zusammen. Rettung!

Ach ja, wir warten darauf, hier herausgebracht zu werden. Björn steigt schnell aus. Mensch, ihn habe ich vollkommen vergessen! Hanna und ich bleiben zunächst still. Langsam orientiere ich mich zurück, noch immer hoch erregt.

»Ich würde uns jetzt gern in ein kuscheliges Bett beamen und mit dir fortsetzen, was wir begonnen haben«, flüster ich ihr rau ins Ohr. »Du bist heiß, Kleines.«

Leise lachend beugt sie sich zu mir und reibt ihre Nasenspitze an meiner Wange.

»Die nächsten Tage werden wir unter einem Dach leben ...«, murmelt sie an meinem Hals. Ein leiser Schauer der Erregung und Vorfreude durchläuft mich. Nicht eine einzige Nacht werde ich sie allein schlafen lassen.


Einem spontanen Einfall folgend, greife ich in meine Jacke, unter den Pullover, packe die Kette und ziehe sie nach oben über den Kopf.

»Du sollst wissen, ich bin ansonsten nicht der Typ, der jede sofort flach legt. Im Gegenteil. Aber du bist besonders süß. Mein Geschenk für dich, spontan aber von Herzen. Frohe Weihnachten, Hanna.« Mit den Worten drücke ich ihr meinen Talisman in die Hand, den ich vor fünfzehn Jahren zur Volljährigkeit von meiner Mum bekam. Ein wenig beuge ich mich vor und küsse sie sanft.

Mit ihren großen Augen sieht sie mich an. Diese Augen ... sie sind tief und dunkel. Mein Herz zieht sich zusammen und ich weiß plötzlich, es gibt keinen Weg zurück. Sie hat mich in ihren weiblichen Fängen ...


Hanna


Andächtig nehme ich die Kette an, versuche, in dem wenigen Licht den Anhänger zu erkennen. Es sind zwei Gravurplatten hintereinander. Arvid steht auf der einen. Den Rest kann ich nicht lesen. Wow! Ich bin sprachlos und hänge mir die Kette um den Hals. Sein verliebter Blick lässt alles in mir vibrieren. Er küsst nicht nur himmlisch, sieht umwerfend aus. Er ist auch noch romantisch und hat Sinn für den Augenblick.


»Das war jetzt fünfzehn Jahre lang mein Talisman«, erklärt Arvid. »Er beschützte mich und brachte mir Glück. Darum sitzen wir hier zusammen im Schneegestöber in diesem Auto. Es hätte mich nicht besser treffen können.« Seine Mundwinkel verziehen sich zu einem breiten Grinsen und in den Augen blitzt es auf.

Spontan, ohne lange nachzudenken, wickel ich meinen roten Lieblingsschal vom Hals, lege ihn um seinen und ziehe ihn zu mir heran. »Frohe Weihnachten«, flüstere ich, küsse zart sein Kinn und seinen sinnlichen Mund.


Ende




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